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Der Frühling ist in den Bäumen

Jana Revedin

Konstanz, 1. Mai 1953. Deutschland steckt in den wundervollen Aufschwungjahren. Nach schrecklichen Kriegsjahren liegt so etwas wie eine heile Welt in der Luft. Jana Revedin zeichnet ein Bild wie das Cover ihres wunderbaren Buches: idyllisch, malerisch und hoffnungsvoll.

Ihre Protagonistin Renina ist eine emanzipierte Frau und bringt im Verlag ihres Vaters die erste Frauenzeitschrift “Lady” heraus. Lady will nicht nur Haushaltstipps und Backrezepte veröffentlichen. Lady steht für aufgeklärte, emanzipirte Frauen, die Zukunft der Gesellschaft. Für kritisches Hinterfragen, zukunftsweisende Interviews und kluge Gedanken! Also eigentlich ist Renina eine starke, selbstbewusste Frau. Leider hat Renina aus einer Laune heraus Fred geheiratet. Fred ist Doktor der Atomphysik und in seiner Wissenschaft erfolgreich. er strebt nach Macht und Anerkennung. Nicht nur in der Gesellschaft, auch Renina soll seinem Willen entsprechen. Seinen Willen bekommt Fred auch in sexueller hinsicht. Er schreckt nicht davor, Renina zu nötigen, zu demütigen und zu vergewaltigen . (Vergewaltigung in der Ehe btw. erst seit 1997 strafbar) Für Renina ist klar, sie muss raus aus dieser Ehe und als sie auf Erica Taut trifft scheint der Weg auf einmal klarer…

Das Besondere am Roman von Jana Revedin ist, dass es nur an einem Tag spielt. Das lässt Raum für eine detaillierte Darstellung der einzelnen Figuren, ihrem Denken und Handeln. Als Leser lernt man die Protagonisten viel besser kennen. Es hat etwas intimes und erinnert an ein Kammerspiel im Theater (kann ich mir sehr gut vorstellen!).

Das Bild vom malerischen Bodensee und der heilen Welt bekommt beim Lesen immer wieder Risse. Man blickt ab und zu in einen Abgrund aus Drogen, Drohungen, Gewalt und Kriegstraumata.

Die Geschichte um Renina macht neugierig auf ihre Zukunft, eine Fortsetzung wäre toll. Nicht ganz zufrieden war ich mit dem Ende, das war mir ein bisschen viel Fiktion.

Bei Jana Revedins Schreibstil ist dies aber meckern auf hohen Niveau. Die Autorin beweist ein tolles Gefühl für den Zeitgeist und das spiegelt sich in ihren Worten wieder.

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