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I love you Fräulein Lena

Hanna Aden

„Wenn ihr je in Not geratet, dann sucht nach dem nächsten Pfarrhaus. Klopft an die Tür und sagt, dass ihr Pastorentöchter seid. Vielleicht hilft man euch dort.“

Diese Worte sind Lena von ihrem Vater geblieben. Sie ist mit ihrer Schwester Margot am Ende des 2. Weltkrieges aus Pommern geflüchtet und nun im friesischen Niebüll gelandet. Wir begleiten die beiden Schwestern beim Versuch heimisch zu werden in der Fremde. Dabei mit den Vorurteilen die ihnen als Flüchtlinge entgegen geschleudert werden zurecht zu kommen. Die beiden Schwestern erleben viel Boshaftigkeit, dabei haben sie schon schwer genug zu tragen an ihrem Päckchen. Ihre Flucht wird nie detailreich geschildert, man kann es sich aber vorstellen, was zwei junge Frauen auf dieser unfreiwilligen Reise erlebt haben müssen.

Zunächst geht man als Leser*in von einer Liebesgeschichte zwischen Lena und einem englischen Offizier aus. Die Briten haben nach dem Sieg über Nazi Deutschland die Region besetzt und sich im Rathaus von Niebüll eingerichtet. Lena fängt an dort als Übersetzerin zu arbeiten. Eine weiter Figur im Roman ist Rainer, ein ehemaliger verwundeter Wehrmachtsoffizier der als Aushilfe in der Apotheke arbeitet. Obwohl er sich vor dem Krieg verlobt hat, fängt er an Gefühle für Lena zu entwickeln. Eine spannende Geschichte beginnt…

Hanna Adens Roman war für mich anders als erwartet. Zugegeben hatte ich etwas Problem in die Geschichte einzusteigen, was jedoch nicht an ihrem hervorragenden Schreibstil liegt. Vielmehr war es meine Vorstellung der Geschichte, die mich hemmte und die Tatsache, dass die Autorin die Figuren eben nicht rosarot sondern sehr facettenreich und „echt“ skizziert hat. Dafür muss man einfach in Stimmung sein.

Die Liebe ist natürlich Thema im Roman, doch viel größere Fragen finden hier ihren Platz: Wo war Gott im 2. Weltkrieg?  Wieviel Schuld hatten die deutschen Zivilisten? War es wirklich ein kollektives Augenschließen? Wieviel Vergebung steht einem Einzelnem zu? Auch das Verarbeiten von Traumata thematisiert die Autorin.

Durch teilweise reale Ereignisse (Inhaftierung Dietrich Bonhoeffers z.B.) und fiktive Storylines hat Hanna Aden ein herausragendes Buch geschrieben. Dieses wurde im Übrigen durch ihre eigene Familiengeschichte inspiriert.

Ich habe schon viel Literatur gelesen, die zu der Zeit des 2. Weltkrieges spielt. Vor allem die Perspektiven von Verfolgten und Opfern des Holocaust war mir nicht neu. Hanna Aden lässt in ihrem Roman auch „Täter“ zu Wort kommen, das macht das Buch meiner Meinung nach komplett.

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