Bücher

Der Biss

Florian Scheibe

Florian Scheibe skizziert ein Porträt einer Gesellschaft – unserer Gesellschaft. Ein Buch mit gewaltigen Bildern, Tempo – ein echter Pageturner.

Wir lesen die Geschichten zweier Familien. Zwei Familien die nicht unterschiedlicher sein könnten. Da sind Sybil und David mit ihrem kleinen Sohn Jonas. Karrierefrau und Hobbyimker, ihr Traum ist ein emissionsfreies Leben. Der Klimaschutz hat bei ihnen oberste Priorität. Und dann sind da Petre und Aurica. Die beiden machten sich aus Rumänien auf den Weg nach Deutschland um für sich und für ihren kleinen Sohn ein besseres Leben zu finden. Doch was sie jetzt haben ist nicht viel besser, sie leben in einem rattenverseuchten Haus mit unzähligen anderen Familien. Leben von wenig Geld und landen schließlich sogar in einem Camp mitten im Park. Zwei Familien die eigentlich keine Berührungspunkte haben, bis der Tag kommt an dem Nelu (der Son von Aurica und Petre) Jonas beißt. Ein Moment der eine Folge von Ereignissen in Gang setzt die viele Auswirkungen auf die einzelnen Charaktere hat.

Der Autor zeigt den gesellschaftlichen Graben auf: Auf der einen Seite Öko-Kapitalisten, die eine bessere Welt wollen und auf der anderen Seite diejenigen die darum kämpfen überhaupt einen Platz in der Welt zu erhalten. Der Graben ist tief und ich frage mich nach dieser Lektüre an welcher Stelle er in der Realität überhaupt überwunden werden kann.

Die Charaktere sind scharf gezeichnet, ihre Empfindungen und Gedanken sind so im Fokus dass die Story zur Nebensache wird. Wenn auch die Story ihre eigenen Highlights hat! Insgesamt hat mir die Story gute gefallen, wenn sie auch gegen Ende meiner Meinung nach zu sehr in die Fiktion gerutscht ist. Der Plottwist am Ende nimmt der Story die Realität.

David und Sybil ist die „klassische neue Familie“, also mit neuer Rollenverteilung. Sie macht Karriere und er kümmert sich um Haushalt, Kind, Bienen und den Kampf für das Klima. Doch auch hier sind Frust und Zweifel in der Elternschaft erlebbar. Bin ich eine gute Mutter? Wie können wir Paar bleiben? Was ist das Beste für mein Kind?

Petre und Aurica, die geflüchtete Familie aus Rumänien. Tief beeindruckend ihre Geschichte zu lesen. Ihre Gedanken, Bedürfnisse und Gefühle geschildert zu bekommen…. Es bleibt ein beklemmendes Gefühl.

Alle Geschehnisse rund um die beiden Kinder, die Bilder die Florian Scheibe zeichnet waren für mich als Mutter teilweise schwer auszuhalten dennoch haben sie die Geschichte komplett gemacht! Aber ich halte es für ausgesprochen wichtig auch die Kinder in den Fokus zu rücken, das hätte an mancher Stelle auch noch mehr sein dürfen.

Was ist nun mein Fazit? Mh… ein Gedanke bleibt auf Jeden Fall: Engagement ist oftmals eine Frage der Privilegien. Kann ich gegen die Klimakrise kämpfen, wenn ich um mein eigenes Leben kämpfen muss?

Ein gewaltiges Buch welches mich absolut in den Bann gezogen hat!

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